Kirchenzucht

Kirchenzucht
   die aktive Beachtung der Gemeinschaftsordnung u. die konkreten Anordnungen, um sie zu garantieren oder wiederherzustellen. In der kath. Kirche ist der Begriff K. nicht üblich; die entsprechenden Bestimmungen enthält das Kirchenrecht im Disziplinarrecht u. im Strafrecht. Die biblischen Begründungen werden in den Anfängen des Bußverfahrens (Binden und Lösen , Bußsakrament) gesehen. M. Luther († 1546) sah verschiedene Maßnahmen vor, um anstößiges Verhalten von den Gemeinden fernzuhalten u. Täter durch Besserungsstrafen zur Umkehr zu bewegen: Verweigerung der Sakramente, der kirchlichen Amtshandlungen (Trauungen, Beerdigungen usw.) u. der kirchlichen Rechte (v. a. passives Wahlrecht). In den reformierten Kirchen kam eine strikte Aufsicht über die öffentliche Sittlichkeit hinzu. War in der röm.-kath. Kirche die Sorge um die Kirchenordnung u. die Rechtgläubigkeit in eine nicht zu rechtfertigende Kooperation mit der weltlichen Gewalt übergegangen (Inquisition) u. waren die Kirchenstrafen vielfältig politisch mißbraucht worden, so waren doch auch die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen von solchen Fehlentwicklungen nicht völlig frei. Die Einflüsse der Säkularisierung, der Glaubensverdunstung u. die Entfremdung zahlreicherMenschen von der Kirche haben eine Mentalität erzeugt, die weithin für Verfahren der K. kein Verständnis mehr hat oder der kirchliche ”Maßnahmen“ gleichgültig sind. Bei den verbliebenen Kirchenmitgliedern beider großen Kirchen haben Lehrbeanstandungsverfahren nicht die gewünschte Wirkung einer Vertiefung der Identifizierung mit der Kirche; im kath. Bereich stößt die Verweigerung der Zulassung (zivil) wiederverheirateter Geschiedener zur Eucharistie auf Unverständnis u. Widerspruch.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Kirchenzucht — ist ein im Protestantismus tradierter Begriff, unter dem vielfältige Bemühungen zur Sicherstellung der kirchlichen Ordnung und Lehre zusammengefasst werden. Dazu wird in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche mit der Spruchkammer ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchenzucht — (Kirchendisciplin), der Inbegriff aller der Mittel, deren sich die Kirche bedient, um ihre Glieder im Gehorsam gegen ihre Gesetze zu erhalten. Während in der ersten Christlichen Kirche die K. sehr streng gehandhabt u. bei öffentlichen Ärgernissen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kirchenzucht — (Bußzucht, Kirchendisziplin, Disciplina ecclesiastica), der Inbegriff aller der Mittel, deren sich das Kirchenregiment bedient, um das kirchliche Gemeindeleben in seinem christlichen Bestand zu erhalten oder wiederherzustellen; im engern Sinn… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kirchenzucht — (lat. disciplīna ecclesiastĭca), Gesamtheit der Maßregeln zur Erhaltung christl. Zucht und Sitte in der Kirche; in der kath. Kirche mit verschiedenen »Graden der Ermahnung«, bes. durch die Beichte unterstützt, an den evang. Staatskirchen fast… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kirchenzucht — Kirchenzucht, die Aufrechthaltung der kirchlichen Disciplin; s. Disciplin und Kirchenstrafen …   Herders Conversations-Lexikon

  • Kirchenzucht — Kirchenzucht,   von den Kirchen gegenüber ihren Mitgliedern ausgeübte Disziplinargewalt (Kirchenstrafen) bei vorsätzlichen Verstößen gegen die Kirchenordnung oder das Kirchenrecht. In der katholischen Kirche wird zwischen Beugestrafen… …   Universal-Lexikon

  • Kirchenzucht, die — Die Kirchenzucht, plur. inus. die Handhabung der äußern Ordnung bey dem öffentlichen Gottesdienste und den dazu gehörigen Personen. Ingleichen die Ordnung in dem äußern Betragen der Glieder einer Kirche, so fern sie von den Repräsentanten… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Jean Calvin — Johannes Calvin Johannes Calvin, eigentlich Jean Cauvin (* 10. Juli 1509 in Noyon, Picardie; † 27. Mai 1564 in Genf), war ein Reformator französischer Abstammung und Begründer des Calvinismus. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Jean Cauvin — Johannes Calvin Johannes Calvin, eigentlich Jean Cauvin (* 10. Juli 1509 in Noyon, Picardie; † 27. Mai 1564 in Genf), war ein Reformator französischer Abstammung und Begründer des Calvinismus. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Wiedertäufer — (Anabaptisten), Secte, welche die an unmündigen Kindern vollzogene Taufe als eine schriftwidrige u. somit ungültig sacramentliche Handlung erkennt, weshalb die zu ihr Übertretenden als nichtgetauft angesehen u. nochmals gültig getauft werden. I.… …   Pierer's Universal-Lexikon

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